Die Homöopathische Behandlung

Gerhard Seybert 47608 Geldern

Hinter dem recht schwer über die Lippen gehenden Begriff verbirgt sich ein recht einfaches, wunderbares Prinzip - ein sanfter aber kraftvoller Weg, die Selbstheilungskräfte zu stärken und damit Heilungsprozesse zu fördern.

Homöopathie und Allopathie

Begründer und Wortschöpfer ist der deutsche Arzt Dr. med. Samuel Hahnemann (1755 - 1843). Er leitete die Bezeichnung Homöopathie aus dem Griechischen ab. Von homoios = ähnlich und pathos = Leiden. Homöopathie bedeutet wörtlich also "ähnliches Leiden".

Auf Hahnemann geht auch das Wort Allopathie zurück. Damit bezeichnete er eine Therapie, die nach anderen (griech. allos = anders) Grundsätzen vorgeht als die Homöopathie.

Diese Abgrenzung ist auch heute noch zutreffend und wichtig. Jedoch geht es heute nicht mehr um das Entweder-oder, sondern vielmehr um ein Sowohl-als-auch. Homöopathie erhebt nicht den Anspruch, die einzig richtige oder gar wirkungsvollste Therapieform zu sein. Sie ist ein Teil der Gesamtmedizin. Und zwar ein immer wesentlicherer Teil.

Für die Homöopathische Lehre ist der gesunde Mensch ein System im fortwährendem Streben nach Balance. Bei Krankheiten gleich welcher Art ist dieses Gleichgewicht deutlich gestört.

Die Homöopathie gibt - als Reiz- und Regulationstherapie - dem Menschen die Möglichkeit, dieses Gleichgewicht aus eigener Kraft wieder herzustellen.

Homöopathen suchen deshalb die Ursache einer gesundheitlichen Störungen im ganzen Mensch, in dessen körperlicher und seelisch-geistiger Ganzheit. Und Sie behandeln den ganzen Menschen unter Berücksichtigung aller Symptome. Mit Arzneimitteln, die bei einem Gesunden Menschen ähnliche Symptome hervorrufen würden. Dies ist das von Samuel Hahnemann erkannte Similie-Prinzip: Ähnliches möge durch Ähnliches geheilt werden.

Diese Idee des Ähnlichkeitsprinzips ("Similia similibus curentur") ("Ähnliches heilt das Ähnliche") ist alt und bereits bei Hippokrates (460-377 v.Chr.) und Paracelsus (1493-1541) beschrieben. Samuel Hahnemann (1755-1843) entwickelte aus dieser Idee ein Heilprinzip, in dem er in Selbstversuchen Wirkstoffe studierte, die beim gesunden Menschen Krankheitssymptome auslösen, in starker Verdünnung beim Kranken aber zu heilen vermögen.

Zum Beispiel: die Brennnessel

Wie das Behandlungs-Prinzip funktioniert, soll ein vereinfachtes Beispiel verdeutlichen.
Wir alle wissen: Die Brennnessel verursacht juckende, schmerzende Bläschen. Und diese Wirkung machen sich die Homöopathen entsprechend dem Simile-Prinzip zunutze. Sie verwenden Urtica urens, die kleine Brennnessel, bei Erkrankungen mit ähnlichen Beschwerden. Das Homöopathikum, das aus der frischen, blühenden Pflanze gewonnen wird, wird bei leichten Verbrennungen, Nesselsucht und Insektenstichen eingesetzt.
In der Homöopathie wird die Krankheit also mit dem Mittel geheilt, das (in hoher Dosierung verabreicht), selbst die gleichen Krankheitssymptome verursachen würde. Beispielsweise gibt man auf eine Bienenstichstelle, die hellrot wird, stark anschwillt und einen stechenden Brennschmerz erzeugt, hochverdünntes, homöopathisch zubereitetes Bienengift (Apis).

Dabei verwendet man kleinste, verdünnte Arzneimitteldosen und löst sich so von der Vorstellung der materiellen Wirkung der Arznei, hin zur immateriellen energetischen Wirkung der "potenzierten" Substanz.

Homöopathische Arzneimittel

Zur Herstellung homöopathischer Arzneien werden vorwiegend pflanzliche, mineralische oder tierische Ausgangsstoffe nach bestimmten Herstellungsvorschriften verarbeitet.

Um ihre (aggressive) Wirkung zu vermeiden, werden sie in exakt einzuhaltenden Abstufungen verdünnt. Nach Abschluß des Herstellungsverfahrens ("Potenzierung") üben sie feinste Reize auf den Organismus aus, um die natürlichen, körpereigenen Selbstheilungskräfte zu aktivieren.

Dank dieser feinen nicht-chemischen Reize, sind homöopathische Arzneien frei von unerwünschten Nebenwirkungen. Auch deshalb gelten sie in der Therapie bestimmter Erkrankungen als besonders geeignet.

Anwendung und Dosierung

Umgang mit homöopathischen Arzneimitteln

Alle homöopathischen Arzneimittel dürfen nur in Apotheken verkauft werden. Sie werden nicht nur durch homöopathische Ärzte und Heilpraktiker verschrieben, sondern sind auch ohne Rezept erhältlich und werden in zunehmendem Maße in der Selbstbehandlung eingesetzt - also in der Behandlung durch den Patienten selbst. Folgende Dosierungsempfehlung Haben sich allgemein bewährt. Es kann allerdings durchaus vorkommen, dass erfahrene Therapeuten aufgrund besonderer Umstände von dieser Richtlinie abweichen.

 

Richtig einnehmen

Die Darreichungsformen, Dilutionen, Globuli und Tabletten wirken vor allem über die Mundschleimhaut. Deshalb lässt man sie am besten langsam auf der Zunge zergehen - eine halbe Stunde vor oder eineinhalb Stunden nach einer Mahlzeit. Die Dosierung - also die Menge und Häufigkeit der Einnahme - hängt weitgehend von der Reaktionsfähigkeit des Körpers, von der Schwere des Krankheitsbildes und vor allem von der Potenz des Arzneimittels ab.

Nach langjährigen Erfahrungen im Umgang mit homöopathischen Arzneimitteln haben sich folgende Grundregeln bestätigt:

Arzneimittel niedriger Potenzen (bis D/C12) sind vorwiegend bei akuten Erkrankungen anzuwenden und für die Selbstmedikation geeignet.

  • Dosierung für Erwachsene:
    Bei akuten Beschwerden stündlich 5 Tropfen oder 5 Globuli bzw. 1 Tablette bis zum Eintritt einer Besserung. Dies höchstens 6 mal täglich. Danach 3-mal täglich je 5 Tropfen, 5 Globuli oder 1 Tablette. Wichtig ist, bei Eintritt der Besserung die Häufigkeit der Einnahme zu reduzieren!

Bei mittleren Potenzen werden 1-2-mal täglich, je 5 Tropfen, 5 Globuli oder 1 Tablette eingenommen. Bei chronischen Erkrankungen 1-3-mal täglich 5 Tropfen oder 5 Globuli oder 1 Tablette.

Arzneimittel hoher Potenzen (ab D/C30) sind in der Regel bei chronischen Erkrankungen angezeigt und gehören in die Hand eines Therapeuten.

  • Dosierung für Erwachsene:
    5 Tropfen oder 5 Globuli, bzw. 1 Tablette.
    Die Einnahme erfolgt einmalig. Sie kann in großem zeitlichen Abstand - nach Wochen oder Monaten - wiederholt werden.

  • Dosierung für Kinder:
    Für Kinder gelten Bruchteile der vorgenannten jeweiligen Erwachsenendosis:
    • Säuglinge im 1. Lebensjahr erhalten ein Drittel,
    • Kleinkinder bis zum 6. Lebensjahr etwa die Hälfte,
    • Kinder zwischen 6 und 12 Jahren etwa zwei Drittel.

Die Verabreichung homöopathischer Arzneimittel an Kinder ist nicht schwierig. Besonders Globuli sind sehr gut geeignet, zumal sie durch den enthaltenen Rohrzucker angenehm süß schmecken.

Generell sollte die Einnahme homöopathischer Medikamente reduziert werden, sobald sich der Krankheitszustand bessert. Nach der Genesung sollte das Arzneimittel abgesetzt werden.

Die Erstreaktion

In seltenen Fällen kann nach der Einnahme einer homöopathischen Arznei eine vorübergehende Erstreaktion auftreten (Auch unter der Bezeichnung "Erstverschlimmerung" bekannt, da die Krankheitssymptome dann vorübergehend heftiger auftreten.). Dies ist im allgemeinen unbedenklich und kann als Zeichen dafür gewertet werden, dass das richtige Arzneimittel gewählt wurde. Wenn solch eine Erstreaktion aber längere Zeit anhält, dann sollten Sie unbedingt erfahrenen Rat suchen.

Die Trägerstoffe

Die Trägerstoffe homöopathischer Arzneien sind natürlichen Ursprungs:

  • Alkohol-Wasser-Gemische in Dilutionen,
  • Rohrzucker (Saccharose) in Globuli,
  • Milchzucker (Laktose) in Tabletten.

Alle homöopathischen Arzneimittel müssen trocken aufbewahrt werden und sollten vor übermäßiger Wärme- und Lichteinwirkung geschützt sein.

Die homöopathische Potenz

Der Arzneigrundstoff wird in der Homöopathie stufenweise verdünnt, dabei kräftig verschüttelt oder verrieben.
Nach der homöopathischen Lehre verstärkt diese Arzneiverdünnung die Heilkraft.
Das Verdünnungsverfahren wird Potenzierung genannt.
Die Verdünnungsstufe des Mittels beschreibt also die Wirkkraft (Potenz) der Arznei.

Je stärker ein Arzneistoff verdünnt (potenziert) ist, desto stärker ist die Wirkung, die von ihm ausgeht.

Man unterscheidet:

  • niedere, tiefe Potenzen: z.B. D1 - D12 / C1 - C6 
  • mittlere Potenzen: z.B. D12 - D24 / C6 - C30 
  • Hochpotenzen: z.B. ab D30 - D200 / ab C30 und höher / ab LM6 und Q3 und höher.

 

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